Zum Geburtstag immer mehr Patienten: 60 Jahre Kinderklinik Weiden

 

27.03.2025

Vor 60 Jahren, im Sommer 1965, eröffnete die Kinderklinik am städtischen Krankenhaus in Weiden. Heute ist sie für Eltern, die kleinen Patienten, aber auch für niedergelassene Kinderärzte in der nördlichen und mittleren Oberpfalz eine unverzichtbare Institution, die ein sehr breites Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten anbietet.

„2024 war ein Rekordjahr“, sagt der Chefarzt der Kinderklinik Weiden, Dr. Fritz Schneble. Von Januar bis Dezember wurden 3735 Patientinnen und Patienten in der Kinderklinik behandelt. Das bedeutet eine Steigerung um 30 Prozent innerhalb der vergangenen zehn Jahre, obwohl die Geburtenzahlen in diesem Zeitraum keineswegs signifikant nach oben zeigten. „Durch unseren familienzentrierten Behandlungsansatz und durch die Erweiterung unseres Behandlungsangebots ergab sich diese kontinuierliche Zunahme“, erklärt Dr. Schneble.

Von 1965 bis 1975 kletterten die Fälle von rund 1000 Patienten im Jahr auf etwa 1900. Zunächst wurden nur allgemeinpädiatrische Patienten, etwa mit Lungenentzündung, Durchfall und Infektionen versorgt. Wie in allen deutschen Kinderkliniken war die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Anfangsjahren mit 21 Tagen sehr hoch. Meist waren die Mädchen und Buben dabei alleine und wurden nicht von Mutter oder Vater begleitet. 1990 lag die Verweilzeit immer noch bei etwa zehn Tagen.

Die neue Kinderklinik in Weiden wurde im November 1998 bezogen. Der Neubau ist so konzipiert, dass die Eltern eng eingebunden werden in die Behandlung des Kindes und in der Regel ein Elternteil als Begleitperson mit aufgenommen werden kann. Das fördert den Heilungsprozess, weil die Eltern auch in der Betreuung angeleitet werden. Die Patienten sind in hellen Zimmern mit kleinen Bädern untergebracht. Inzwischen liegt die durchschnittliche stationäre Behandlungsdauer bei nur noch drei Tagen.

Neben dem Bereich der Allgemeinpädiatrie gibt es als besondere Behandlungsangebote in der Weidener Kinderklinik eine Psychosomatik, wo Jugendliche, vor allem mit Essstörungen wie etwa Magersucht von einem spezialisierten Therapeuten- und Erziehungsteam psychotherapeutisch und verhaltenstherapeutisch behandelt werden.

Synergien mit dem SPZ

Weitere Spezialisierungen sind Diabetologie, Neuropädiatrie und Kinderkardiologie. Durch die breite Aufstellung können 99 Prozent der Patienten in Weiden behandelt werden. Ausnahmen sind beispielsweise schwere angeborene Herzfehler oder Tumorerkrankungen. In diesen Fällen sind spezialisierte Universitätskliniken gefragt. Am Weidener Klinikum ist ferner seit zehn Jahren ein breit aufgestelltes Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) angegliedert. In dieser ambulanten Einrichtung werden motorische, kognitive oder sprachliche Einschränkungen bei Kindern behandelt, ebenso wie bereits bestehende Behinderungen im körperlichen, geistigen oder seelischen Bereich, etwa Epilepsie. Ferner hilft das SPZ bei Lernschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS. Das SPZ kann dabei auf die Expertise unterschiedlichster Therapeuten zählen.

Das SPZ, die Kinderklinik, die Psychosomatik und die Kinderchirurgie in Weiden arbeiten eng zusammen, um Familien zahlreiche Arztbesuche und weite Anfahrtswege zu ersparen. Die Frauenklinik, die Geburtshilfe und die Kinderklinik Weiden bilden gemeinsam mit dem Klinikum St. Marien in Amberg ein Verbund-Perinatalzentrum, das erste seiner Art in Bayern. Diese Kombination ergibt Synergien und eine hohe Bandbreite an pädiatrischen Möglichkeiten abseits eines Ballungsraumes.

Erfahrene Kinderchirurgen

Seit 2020 ist an der Weidener Kinderklinik die kinderchirurgische Belegarztpraxis von Dr. Roland Böhm angesiedelt. Gemeinsam mit dem an der Klinik angestellten Kinderchirurgen Dr. Peter Weber betreut er eine wachsende Zahl von ambulanten und stationär zu versorgenden Kindern und Jugendlichen. Dr. Böhm ist Facharzt für Kinderchirurgie, verfügt über die Zusatzbezeichnung Sportmedizin und ist zugelassen für das kinderchirurgische D-Arzt-Verfahren. Das bedeutet, dass Dr. Böhm zuständig ist für Kinder und Jugendliche mit Verletzungen in der Schule, etwa im Sportunterricht, oder nach Schul- und Kindergartenwegunfällen.

Die Praxis bietet eine Sprechstunde für allgemeine Kinderchirurgie, Kindertraumatologie (inkl. D-Arzt), gastrointestinale Fehlbildungen, eine kleine kinderurologische Sprechstunde, eine plastische Sprechstunde (etwa bei Hämangiomen, Hautfehlbildungen, Verbrennungen, Handfehlbildungen) und eine sportmedizinische Sprechstunde.

Daneben übernimmt die Praxis die postoperative Betreuung von vielen weiteren Erkrankungsbildern: angeborene Fehlbildungen (Hydrocephalus, Laparoschisis, Gastroschisis, Ösophagusatresie, Analatresie) und mehr. Diese Diagnosen werden sowohl mit großer kinderchirurgischer Expertise versorgt als auch über das 18. Lebensjahr hinaus nachbetreut.

Pro Jahr werden somit rund 4500 Kinder bei Dr. Böhm in der Sprechstunde vorstellig. Daraus resultierten zuletzt 6750 Behandlungen. Das Einzugsgebiet der Praxis erstreckt sich in einem Radius von rund 100 Kilometern rund um Weiden. Patienten kommen zum Teil aus Münchberg, Bayreuth, Cham und Oberviechtach. Überdies hält Dr. Böhm einmal pro Woche eine Filialsprechstunde in Amberg. Er operiert ambulant und stationär im Klinikum Weiden, ambulant im Krankenhaus Tirschenreuth und stationär im Klinikum Amberg im Zuge einer Kooperation.
Das operative Spektrum beinhaltet unter anderem Leistenbrüche, Hodenhochstand, die Beseitigung von Abszessen, Verbrennungen sowie die Versorgung von angeborenen Fehlbildungen beim Neugeborenen, wie etwa Halszysten, Blutschwämme, Lymphangiome und Hautanhängsel, wie auch angeborene Darmfehlbildungen (Analatresie, Morbus Hirschsprung) bis hin zum lebensbedrohlichen Volvulus oder Darmperforationen bei Neu- und Frühgeborenen. In letzteren Fällen muss der Kinderchirurg notfallmäßig operieren, um das Leben des Kindes zu retten.
All dies ist Teil der 442 Eingriffe (248 ambulant und 193 stationär), die zuletzt 2024 in Weiden vorgenommen wurden. In der engen Zusammenarbeit mit der Kinderklinik Weiden

übernimmt Dr. Böhm konsiliardienstliche Tätigkeiten in der Kinderklinik bei circa 150 stationären Patienten pro Jahr. Er beteiligt sich zudem am kinderchirurgischen Rufdienst für das Perinatalzentrum.

„Durch die Verortung der Praxis in der Kinderklinik leben wir einen sehr effizienten Synergismus. Außerdem kann die Kinderchirurgie auf die gesamte Infrastruktur der Kinderklinik zurückgreifen“, betont Dr. Böhm.

Vor allem nachts, am Wochenende und an Feiertagen, wenn die Kinderarztpraxen und die KV-Notfallambulanz geschlossen sind, kommen sehr viele Patienten in die Notambulanz der Kinderklinik. Bei Diagnosen wie Blinddarmentzündung, Lungenentzündung oder Nierenbeckenentzündung werden sie stationär aufgenommen. Die meisten können wieder nach Hause gehen, wenn eine gravierende Erkrankung ausgeschlossen werden konnte. Die Notambulanz in der Kinderklinik versorgt im Jahr rund 4500 Kinder und Jugendliche.

Enge Kooperation mit Niedergelassenen

Sehr eng ist in der Kinderklinik Weiden die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärzten und Hausärzten. Sie versorgen in ihren Praxen den allergrößten Teil der Patienten. So kommt die Praxis von Dr. Roland Renz und Dr. Claudia Lauterbach in Weiden im Schnitt auf rund 200 Patientenkontakte pro Tag. Schwankungen hängen stark vom Infektionsaufkommen ab, etwa bei Influenza oder RSV-Viren.

Wenn der niedergelassene Kinderarzt vermutet, dass eine gravierende Erkrankung vorliegen könnte, zum Beispiel eine Hirnhautentzündung, nimmt er Kontakt mit der Kinderklinik auf. „Wir Niedergelassenen profitieren enorm von den bestehenden Strukturen“, unterstreicht Dr. Renz. Er hält die Kinderklinik aus einem weiteren Grund für wichtig: „Sie spielt eine große Rolle als Ausbildungsstätte für den kinderärztlichen Nachwuchs. Etwa 90 Prozent aller Kinderärzte aus der Region kommen von der Weidener Kinderklinik.“ Dazu kommt die enge Abstimmung mit dem erfahrenen Chirurgen: „Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht den Rat von Dr. Böhm brauchen“, sagt Dr. Renz.