Was Sport und Kardiologen für das Herz tun können

 

20.11.2023

Nach drei Jahren konnten die Medizinische Klinik II am Klinikum Weiden, die Deutsche Herzstiftung und die AOK endlich wieder Herzinteressierte zu einer Vortragsveranstaltung im Rahmen des Herzmonats November vor Ort begrüßen. Im Kern stand dabei sowohl das Thema Sport als auch Möglichkeiten der Hilfe und Unterstützung, die Kardiologen Patienten bieten können.

Prof. Dr. Robert H.G. Schwinger dankte zu Beginn der Deutschen Herzstiftung und der AOK um Direktor Jürgen Spickenreuther, die seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Jürgen Spickenreuther freute sich, dass diese über Jahre sehr gut besuchte Herz-Informationsveranstaltung mit Prof. Dr. Robert H.G. Schwinger wieder stattfindet. Es gibt stets berichtenswerte Weiterentwicklungen und Neuigkeiten in der Therapie von Herz-/Kreislauferkrankungen. Als Beispiel führte er die Einführung der Diseasemanagementprogramme für chronisch Herzkranke (DMP KHK) 2003 an und deren 20-jähriges Jubiläum. Auch wenn diese Programme bereits vielen Herzpatienten Lebensqualität zurückgegeben und gesichert hätten, gäbe es auch hier immer Aktualisierungen.

Im ersten Vortrag des Abends ging Dr. Heike Naser-Schuh, Oberärztin der Medizinischen Klinik II am Klinikum Weiden, auf die Einflüsse sportlicher Betätigung auf das Herz ein. Sie erklärte in ihrem Vortrag „Sport – nur gesund oder auch Gefahr für das Herz?“, dass Sport prinzipiell natürlich gesund und gut für den Körper und auch das Herz wären und das Risiko des plötzlichen Herztods gering wäre – aber eben auch nicht ausgeschlossen. In solchen Fällen sei aber nicht der Sport an sich der Verursacher, sondern bereits zugrunde liegende Erkrankungen wie eine bestehende Herzklappenerkrankung, eine Arrhythmieerkrankung oder eine Herzmuskelentzündung, in 75 Prozent der Todesfälle beim Sport sei eine bereits bestehende koronare Herzerkrankung verantwortlich.

Reduzieren ließen sich Herzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil oder die Vermeidung von Risikofaktoren, Sport und Prävention seien dabei ein wichtiger Faktor. „Sport bietet einen Überlebensvorteil, denn Blutfette, Blutzucker und Blutdruck werden dadurch gesenkt, das Diabetes-Risiko reduziert und die Herzkraft gestärkt. Zusätzlich reduziert sich das Gewicht, man baut Stress ab und stärkt das Immunsystem“, so Dr. Heike Naser-Schuh.

Gesunde Personen könnten Sport jederzeit in ihren Alltag integrieren, zum Beispiel durch Spaziergänge statt Autofahrten oder das Nutzen der Treppe statt des Aufzugs. 75 Minuten intensive Belastung oder 150 Minuten leichte Belastung in der Woche könnten schon enorm helfen. Kranken Personen rät die Oberärztin dazu, spezifische Reha-Sportangebote zu nutzen und das Training, selbst nach einer Erkrankung, erst nach ärztlichem Rat und Untersuchung wieder aufzunehmen. „Jeder kann sich seine Sportart aussuchen, die für ihn passt. Hauptsache, man ist körperlich aktiv. Infekte sollten aber immer auskuriert werden“, so die Oberärztin der Medizinischen Klinik II am Klinikum Weiden. 

Der Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Weiden, Prof. Dr. Robert H.G. Schwinger, stellte neueste Leitlinien zur Vorbeugung von Herzklappenentzündungen und deren aktuelle Behandlung dar. Vorbeugende Maßnahmen, eine sogenannte Endokarditisprophylaxe, sollten nicht nur Patienten mit vorgeschädigten Herzklappen, sondern auch Patienten erhalten, die über kathetergestützte Maßnahmen an den Klappen behandelt worden sind. Auch Piercing und ausgeprägte Tattoos sind als Risiko zu nennen. Bei Patienten mit bedeutsamer Undichtigkeit der Herzklappen und hohem Operationsrisiko ist heute eine interventionelle Kathetertherapie, sowohl der Undichtigkeit der Mitralklappe, wie auch der Trikuspidalklappe möglich. 

Auch wurden allgemeinverständlich neueste Erkenntnisse aus dem diesjährigen Kongress der European Society of Cardiology in Amsterdam, zur Behandlung der Herzschwäche, von Herzrhythmusstörungen, aber auch von Diabetes mellitus vorgestellt. Neue Daten zum "Abnehmmittel Ozempic“ (Semiglutide) belegen die herzschützende Wirkung bei Patienten mit Übergewicht, auch wenn diese nicht an Diabetes mellitus leiden. 

Das Hauptthema des diesjährigen Herzmonat der „Plötzliche Herztod“ wurde von Prof. Schwinger in zahlreichen Facetten auch filmisch hinterlegt, zum Beispiel das Kammerflimmern bei Ertrinkenden nach dem Untergang der Titanic oder 007 James Bond nach einer Vergiftung mit Digitalis im Film „Casino Royale“. 

Hauptrisiko für Patienten bleibt jedoch die Koronare Herzerkrankung. „Die Alarmierung der Rettungskette wie im WHIN (Weidener Herzinfarkt Netz) vorgegeben, kann Leben retten – aber nur wenn die 112 frühzeitig angerufen wird. Auf keinen Fall sollten Betroffene selbst oder von Angehörigen mit dem Auto in die Klinik gebracht werden, sondern immer der Notarzt über die 112 gerufen werden. Und betroffen kann jeder sein“, betonte Prof. Dr. Robert H.G. Schwinger den Wert der Aufklärung über Herzerkrankungen im Herzmonat und dankte für die gelebte Unterstützung durch die Herzstiftung und die lokale AOK.