Ende einer Ära: Professor Dietl geht in den Ruhestand

 

10.10.2024

Professor Karl-Heinz Dietl spricht von einem „komischen Gefühl“, als sich in seinem Büro im ersten Stock des Klinikums Weiden die Geschenkkörbe aneinanderreihen. Das komische Gefühl dürfte viel mit Wehmut zu tun haben, die auf Wertschätzung beruht. Das bringen die vielen Abschiedsgeschenke von Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeitern und Patienten zum Ausdruck.

Prof. Dietl ist 66 Jahre alt. Er übergibt seine Abteilung, die seit seinem Antritt am 1. September 2006 als Nachfolger von Prof. Erik Guthy eine beeindruckende Entwicklung erfahren hat, nun endgültig an seinen Nachfolger, Prof. Uwe Wittel. Herr Dietl selbst wird sich an das komische Gefühl, nachts nicht das Handy neben dem Bett griffbereit haben zu müssen, erst gewöhnen müssen, sagt er. Die Aussicht, mehr Zeit für die Familie, die Jagd im heimatlichen Waldmünchen und Segeltörns mit Freunden zu haben, versöhnt ihn aber mit dem Abschied aus einem Beruf, den er liebt und lebt. 

Herr Dietl kam aus Münster zurück in die Oberpfalz. In Nordrhein-Westfalen hatte er 18 Jahre an der Uniklinik die Abteilungen Pädiatrie, Kinderintensiv, Unfallchirurgie, Thoraxchirurgie, Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie durchlaufen und die Transplantationsabteilung sechs Jahre geleitet, danach war er vier Jahre Chefarzt an der Münsteraner Raphaelsklinik.

Zu Beginn seiner Arbeit in der Nordoberpfalz war die Krankenhauslandschaft eine völlig andere, der Fusions- und Konzentrationsdruck war allerdings schon spürbar. Dietl passte sich dem an und konzentrierte kolorektale Eingriffe, die auch in Tirschenreuth, Eschenbach, Vohenstrauß, Waldsassen und Neustadt/WN vorgenommen wurden, zunehmend am Standort Weiden. Die Zahlen sprechen für sich. 2006 wurden in Weiden 13 kolorektale Karzinome operiert, 2018 waren es bereits 164. Zur gleichen Zeit verdreifachten sich die damit generierten CM-Punkte.

Prof. Dietl baute zusammen mit seinen Ärzten und Dr. Susanne Holzgartner in Weiden das Darmzentrum auf. Es folgten ein Pankreaszentrum und ein viszeral-onkologisches Zentrum. Das alles ging einher mit einigen technisch-medizinischen Neuerungen, etwa der Thoraxchirurgie oder dem Ausbau des laparoskopischen Operierens.

Auch andere Entwicklungen an der KNO tragen Dietls Handschrift. Beispiele sind die endokrine Chirurgie an der Schilddrüse, das Intraoperative Neuromonitoring mit Schnellschnittuntersuchung, das Intraoperative Parathormon-Monitoring, der Integrierte OP und der Hybrid-OP in Weiden sowie die Anschaffung des OP-Roboters da Vinci.

Darüber hinaus half Dietl, wo Not am Mann war: in Tirschenreuth, Neustadt oder Amberg. Ein Schlag für die Chirurgie am Standort Weiden war allerdings die Corona-Pandemie 2020/21, als die chirurgische Intensivstation 84 sich auf die Versorgung von Covid-Patienten konzentrieren musste und der OP dramatisch runtergefahren wurde. „Davon haben wir uns noch nicht ganz erholt“, sagt der Chirurg.

Dies zu ändern ist nun eine Zukunftsaufgabe der KNO, in deren Häusern Dietl nach wie vor willkommen ist. Für seine Arbeit, seinen Rat und die jahrzehntelange Verbundenheit dankten ihm zum Abschied KNO-Vorstand Michael Hoffmann und Ärztliche Direktorin Prof. Dorothee Bremerich mit einem Geschenk und vielen guten Wünschen im Namen der gesamten Belegschaft.

Herr Hoffmann hob darüber hinaus die konstruktive Rolle Dietls beim Umstrukturierungsprozess der KNO hervor, nicht nur was die künftige Ausrichtung in Weiden betrifft, sondern auch die Anpassungen in Tirschenreuth, um den Standort zukunftsfähig zu gestalten.